helladische Kultur

helladische Kultur
helladische Kultur,
 
die Kultur der Bronzezeit auf dem griechischen Festland mit den Perioden früh-, mittel- und späthelladisch, wobei letztere Phase als mykenische Kultur, die Kreta und das Festland umfasste, bezeichnet wird.
 
Die frühhellad. Periode (Frühhelladisch, Fachhochschule mit den Stufen I-III, etwa 2600-etwa 1900) hat enge Beziehungen mit der etwa gleichzeitigen Kulturperiode von Anatolien und den Kykladen, woher wahrscheinlich die Metallurgie übernommen wurde. Zentrum der frühhellad. Kultur waren die Argolis, Attika und Böotien, sie breitete sich nach Messenien, Thessalien und über verschiedene Ägäische Inseln aus. Typisch sind elegante Keramikformen, besonders die frühhellad. Schnabeltassen (»Saucières«) und Schnabelkannen; die frühhellad. Keramik wird auch als »Urfirnisware« bezeichnet. Aus der 2. Hälfte des 3. Jahrtausends wurden u. a. in Tiryns die Überreste eines großen Wohnturms (Durchmesser 28 m) auf der späteren Oberburg und ein mehrräumiges Herrenhaus auf dem befestigten Hügel von Lerna gefunden. In der Zerstörungsschicht dieses Hauses (FH II) fanden sich Siegelabdrücke auf Ton mit vom Zentrum zum Rand geführten Wellenbändern. Auch an anderen Orten der Argolis sind Zerstörungen im späten 3. Jahrtausend nachzuweisen, die z. B. auch in Troja II oder in Beycesultan vorliegen. In FH III treten neue bemalte Keramikgruppen auf, in Argolis dunkle Muster auf hellem Grund, in Phokis weiße Muster (Winkelbänder, Gitterungen u. a.) auf dunklem Firnis.
 
In der mittelhellad. Periode (Mittelhelladisch, MH, etwa 1900-1600/1550) dominierte in Griechenland eine schon in FH III eingewanderte Bevölkerung. Die kleinen Siedlungen waren meist unbefestigt, Hauptgrabform war das Steinkistengrab, zunächst mit Hockerbestattung; die Beigaben hatten bescheidenen Umfang. In ganz Griechenland breitete sich die einfarbige minysche Keramik aus, die in zunächst noch groben Formen gegen Ende von FH III auftrat (z. B. in Lerna ausgegraben). Die grauen Gefäße mit »speckiger« Oberfläche verdanken ihren Reiz den scharfkantigen Formen, sie wurden auf der Drehscheibe geformt und ahmten offenbar Metallgefäße nach. Später kamen rötlich bis gelbweiß überzogene Gefäße hinzu. Daneben trat eine matt bemalte Keramik auf, für die wohl Ägina der Ausgangspunkt war. Die oft großen Gefäße mit Mattmalerei zeigen streng geordnete schwarze bis dunkelbraune Ornamente auf hellem Grund und bilden mit der minyschen Keramik wichtige Vorstufen der mykenischen. Obwohl sich in MH Verbindungen nicht nur zu den Kykladen, sondern auch zu den Hethitern und nach Kreta abzeichneten, wirkt der Übergang zur mykenischen Kunst und Kultur aus archäologischer Sicht unerwartet.
 
 
H.-G. Buchholz u. V. Karageorghis: Altägäis u. Altkypros (1972);
 F. Schachermeyr: Die ägäische Frühzeit, 5 Bde. (Wien 1976-82);
 S. Hood: The arts in prehistoric Greece (Harmondsworth 1978);
 M. I. Finley: Die frühe griech. Welt (a. d. Engl., Neuausg. 1987).

Universal-Lexikon. 2012.

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